von Stefan Kerscher im Münchner Rathaus am 25.2.13
Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Bürgermeister,
zuerst möchte ich mich recht herzlich bedanken, dass wir hier die Möglichkeit bekommen von den Überlegungen der Firma Rapid bezüglich des Klimaschutzes, den Schlussfolgerungen und der praktischen Umsetzung zu berichten.
An dieser Stelle möchte ich den Geschäftsführer Herrn Steimer entschuldigen, er kann leider wegen eines Trauerfalles im Ausland heute nicht anwesend sein. Er möchte aber recht herzlich der Stadt München und dem Bürgermeister Herrn Monatzeder als Schirmherrn danken, dass mit dem Klimabündnis eine Institution geschaffen wurde, die Anreiz und Unterstützung bei der Herausforderung darstellt, das innerstädtische Klima in mehrerlei Hinsicht zu verbessern.
Die Erkenntnis, dass Unternehmertum seinen sozialen und ökologischen Verantwortungen gerecht werden muss, gehörte in der ursprünglich reinen Fahrradkurierfirma Rapid selbstverständlich seit jeher zur Unternehmensphilosophie. Doch die Profile, Voraussetzungen und Faktoren innerhalb der Unternehmen sind einem stetigen Wandel unterworfen und müssen daher aktiv angepasst werden.
Einen Wendepunkt bei der Firma Rapid stellte die Entscheidung zur Erweiterung der Beförderungsmöglichkeiten in puncto Volumen und Entfernung durch Kraftfahrzeuge im Jahr 1998 dar.
Vor etwa zwei Jahren wurden wir auf das leider vergessene, jedoch durch uns nun wieder in grösserem Stile forcierte Konzept des Einsatzes von Lastenfahrädern im innerstädtischen Lieferverkehr aufmerksam.
Der Geschäftsführer und damalige Alleininhaber der Firma Rapid Herr Steimer war sich bewusst, dass ein Wandel in der urbanen Transportlogistik statt finden muss: Denn das Verkehrs – und Paketaufkommen in der Innenstadt erhöht sich kontinuierlich, die vielen Baustellen erschweren den Zugang zu zentralen Punkten und vor Allem sind die Ziele der Reduzierung von Feinstaubemissionen noch immer in weiter Ferne.
Es musste ein innovatives und integrierfähiges Citylogistik-Konzept geschaffen werden, das es ebenfalls erlaubt Güter am Rand der Umweltzone umzuschlagen. Standen bei Rapid bisher lediglich zwei Transportmittel, das Rad und der PKW im Fokus, war nun klar: in Zukunft muss das Augenmerk auf der Grösse des Transportguts und Länge der Lieferdistanz liegen, um den ökonomischsten und dadurch ökologischsten Transport zu gewährleisten. Transportgut und Strecke einerseits und der Aufwand andererseits, sollten harmonieren. Es ist beispielweise nicht zu rechtfertigen, dass ein KFZ acht Ordner von der Sonnenstraße in die Dienerstraße transportiert. Im Gegenteil, im firmeninternen Ablauf ist der Geschäftsführung von Rapid bewusst, dass die Fahrer und ihre Gefährte unterschiedliche Einsatzbereiche haben: es ist für Autokuriere unökonomisch, viel zu zeitaufwendig und dadurch unbeliebt, in die Altstadt zu fahren . Rapid hat nun entsprechende Schritte unternommen, um der zunehmend untragbaren Entwicklung entgegen zu wirken und kann schon jetzt täglich fast 500 Lastkilometer im Umweltzonenbereich, die bisher von KFZs zurückgelegt wurden, durch Lastenräder erledigen.
Das Ziel ist: Autos – wenn möglich – aus der Innenstadt herauszuhalten. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, doch sieht sich Rapid mit seinen 30 Fahrradkurieren schon seit über zwanzig Jahren als vorbildlich und hat gezeigt, dass es machbar ist, alternative Logistikkonzepte zu verwirklichen.
Lastenfahrräder sind das ideale Mittel um diese „ästhetische Logistik“ zu gewährleisten: Leise, flexibel, schnell, platzsparend und nicht zu vergessen ressourcenschonend.
Diese Diversifizierung liess Rapid bei den Lastenrädern noch einen Unterschied machen:
Es fährt ein CargoCruiser, der mit über 2 Kubikmeter Ladevolumen und 250 Kilo Zuladung einen Kombi bei Weitem übertrifft. Der CargoCruiser deckt derzeit überwiegend unser Overnight – und das Paketgeschäft ab. Es fahren ausserdem ein halbes Dutzend Bullitts mit 120 Liter fassenden Kisten und 80 kg Zuladung.
Bei beiden Gefährten sehen wir ein immenses Entwicklungspotential, das bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Die Anschaffung solcher Fahrzeuge stellte eine enorme finanzielle Mehrbelastung dar, doch betrachtet die Geschäftsleitung dies als lohnende Investition, die sich auch ökonomisch auszahlen wird, da die Bürger und Unternehmen mehr und mehr verstehen, dass etwas gegen die innerstädtische Verkehrs- und Feinstaubbelastung getan werden muss.
Einerseits wird bei der Auftragsanmeldung auch von Neukunden immer häufiger explizit nach den Lastenrädern gefragt. Andererseits sind die Lastenräder zudem ein Blickfang, der es lukrativ macht Eigen – oder Fremdwerbung darauf anzubringen.
Doch auch im internen Ablauf zeigt das Lastenrad bereits welche Potentiale in ihm schlummern:
Beispielsweise konnten wir die Bullittflotte im letztjährigen Weihnachtsgeschäft zum grossen Teil mit reinen Lastenaufträgen beschäftigen. Die Innenstadt kann gerade in dieser Zeit auf jedes zusätzliche Auto gut verzichten. Und natürlich auch unsere Autofahrer waren heilfroh, dass diese heiklen Fahrten von Radfahrern übernommen werden konnten.
Für München ist dieses Konzept einzigartig. Rapid beteiligt sich auch an einer Studie des Bundesumweltministeriums, die seit Juli 2012 für zwei Jahre läuft und mit Hilfe des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) und der Firma Urban E, die für die Hardware und die Elektrik zuständig ist, durchgeführt wird. Sie untersucht wissenschaftlich, was intuitiv unsererseits bereits beantwortet ist: Inwieweit können elektrobetriebene Lastenfahrräder die KFZs im urbanen Bereich ersetzen?
Die Einsatzmöglichkeiten von Lastenfahrrädern werden erst nach und nach alle entdeckt werden. Ideen hat man freilich schon: So könnte man beispielsweise mit einer Art „Shopping-Shuttle“ Waren nach ausserhalb der Innenstadt bringen: eingekaufte Waren werden beim Händler hinterlegt, Rapid bekommt von diesem den Auftrag und der CargoCruiser, der die Geschäfte abfährt und die Waren zu einem der 3-4 Sammelpunkte bringt, hält bei jedem Geschäft, das einen Auftrag gegeben hat.
Eines von mehreren bedenkenswerten Szenarien.
Die Möglichkeiten, die wir gemeinsam realisieren können, sind und werden vielfältig sein.
Wir hier im Klimabündnis haben erkannt, dass „Klimaschützen“ nicht das eigentliche Ziel unseres Strebens ist.
Wir wollen vielmehr bei unserem Wirtschaften auch das Klima schützen. Das ist wohl eine der wichtigsten Erkenntnisse und Indikator einer wirklich modernen Wirtschaft: Es hat sich der vermeintliche Widerspruch von Wirtschaftlichkeit und Umweltbewusstsein aus unseren Köpfen verabschiedet.
Wir haben mittlerweile bemerkt, dass Ökonomie und Ökologie kein Widerspruch sind, sondern auf lange Sicht betrachtet einander bedingen. Lassen Sie uns im Klimabündnis weiter auf ein Ziel hinarbeiten, nämlich den Tag an dem es sagen kann: Man braucht mich nicht mehr!
Der ist zwar weit weg und die Strecke wird wahrscheinlich immer ein asymptotisches „gegen unendlich“ sein, doch diese Tatsache ist zumindest für Rapid eher Ansporn, als ein Grund zur Aufgabe.
Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit und wünsche uns allen noch einen erfolgreichen Abend.